Aktion Aktiv-Team „Wir bewegen uns“ der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung endet nach drei Jahren
Mehr lesenAltdorf– Alexander Scherm kommt aus dem Strahlen nicht mehr heraus: Zur täglichen Mittagsruhe kann der 29-Jährige sich nun fast eigenständig von seinem Rollstuhl in sein Bett rollen. „Das ist für mich eine große Erleichterung“, freut er sich. Und nicht nur für ihn: Birgit Niederlich, Mitarbeiterin in der Förderstätte im Altdorfer Wichernhaus, braucht ihn nicht mehr unter erheblichen Zeitaufwand mithilfe eines Lifters zu mobilisieren. Stattdessen nimmt sie eine assistierende Rolle ein, spart Zeit und schützt zusätzlich ihre Gesundheit.
Die Erweiterung der eigenen Bewegungskompetenz und die angepasste Unterstützung im Berufsalltag erlernte Birgit Niederlich und ihre Kolleg*innen bei den absolvierten Kinaesthetics Grund- und Aufbaukurs Fortbildungen. Der Kinaestheticstrainer Stephan Posse bietet als Studienleiter der Diakonischen Akademie regelmäßig diese Schulungen an. Zusätzlich kann er seit 2018 im Bereich der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung (RDB) gezielt die Implementierung von Kinaesthetics (Lehre von der Bewegungswahrnehmung) projekthaft unterstützen. „Mir ist es wichtig, dass Klientinnen und Klienten im Alltag Selbstwirksamkeit erfahren und dass Mitarbeitende ihre Kompetenzen erweitern“, fasst der Diakon zusammen.
Die Umsetzung dieser Ziele sollte besonders gefördert werden, weshalb Ende 2019 die Aktion Aktiv-Team „Wir bewegen uns“ startete. Zusammen mit Mitarbeitenden aus den Wohneinrichtungen, den Talentschmieden und Schulen der Rummelsberger Diakonie bildeten sich dabei insgesamt 29 Aktiv-Teams. Alle mit demselben Ziel: Menschen mit Behinderung sollen sich mehr eigenständig bewegen können. Alle Teilnehmenden erhielten für die Extraportion Motivation und Zusammenhalt bunte Team-T-Shirts.
„Jeder Mensch hat Entwicklungspotenziale“, – dieses Leitmotiv prägte die Aktion zu jeder Zeit. Dank der kinästhetischen Lernkonzepte wurden stets die individuellen Voraussetzungen bei der Durchführung der Ziele berücksichtigt. Die Klient*innen sollten mehr Unabhängigkeit erlangen und die Mitarbeiter*innen entlastet werden. Die Festlegung der Bewegungsziele gestaltete sich in der Praxis unterschiedlich. Die Teilnehmenden trafen sich zum Beispiel, um das Aufstehen vom Rollstuhl zu üben. Ein anderes Team hatte sich zur Aufgabe gemacht, sich auf der Bodenmatte liegend eigenständig drehen zu können.
Scherm von der Altdorfer Wichern-Förderstätte hatte gleich mehrere Ziele, die er durch die täglichen Übungen erreichte. Dank der Aktion kann er nicht nur fast eigenständig ins Bett, sondern fährt mit einem Rollbrett durch die Flure und geht jeden Tag auf einem Stehständer. Sein Alltag gestaltet sich selbstbestimmter, unabhängiger und gesünder. Wie er selbst berichtet, hat er durch die Bewegungserfahrungen an Kraft gewonnen und an Gewicht verloren. Niederlich betreut auch Fabian Zwenzner von der Wichern-Förderstätte, der durch zahlreiche Übungen jetzt 30 Minuten am Tag auf einem normalen Stuhl sitzen kann. Der 40-Jährige organisiert durch das Sitzen sein Gleichgewicht und balanciert sein Stehen besser aus. Das hilft ihm auch in anderen Alltagssituationen, wie er berichtet: „Im letzten Urlaub konnte ich mich in einer engen Toilette auf einer Fähre zum Stehen bringen und war stolz wie Oskar.“
Diakon Posse konnte die letzten drei Jahre die zahlreichen Erfolge der insgesamt 87 Teilnehmenden mitverfolgen und ist sehr beeindruckt von den Entwicklungen aller Beteiligten. Bedanken möchte er sich auch bei Diakon Volker Deeg, der als fachlicher Leiter der RDB die Aktion umfassend unterstützte. Scherm und Zwenzner freuen sich sehr über ihre Urkunden, die jede*r Klient*in und begleitende*r Mitarbeiter*in bei der Präsentation ihres Zieles erhielten. Die Aktion Aktiv-Team endet zwar Ende August, jedoch werden die Mitarbeitenden der RDB weiterhin die kreativen Bewegungsansätze von Kinaesthetics aktiv weiterentwickeln. Somit bleiben die Erfolge der Aktion sowie die neue Selbstbestimmtheit nachhaltig erhalten.
Internatsräume werden Interims-Schulklassen
Mehr lesenAltdorf – Nachdem alle Kinder und Jugendlichen das Internat am Wichernhaus zum Schuljahresende verlassen haben, schließt die Rummelsberger Diakonie dieses eine Angebot in Altdorf. Von den am Ende des Schuljahres 2021/22 verbliebenen 19 Schüler*innen haben elf das Internat nach Abschluss ihrer Schulausbildung verlassen. Die letztlich acht verbliebenen Kinder und Jugendlichen sind in eine andere Einrichtung gezogen. Allen Mitarbeitenden konnte innerhalb des Wichernhauses eine neue Stelle angeboten werden. Bis auf wenige Ausnahmen haben alle Kolleg*innen von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht. Bereits vor mehr als eineinhalb Jahren hatte die Rummelsberger Diakonie diesen Schritt angekündigt und folgte damit einer Entwicklung, nach der die Nachfrage nach Internatsplätzen in den letzten Jahren stetig abnahm.
„Entgegen dem Eindruck wird unser Angebot in Altdorf größer und differenzierter,“ sagt Wichernhausleiter Diakon Thomas Jacoby. So wurden in den letzten Jahren zehn neue Wohnplätze für Erwachsene mit Behinderung geschaffen. Auch die Heilpädagogische Tagesstätte hat mit jetzt 136 Plätzen zwei neue Gruppen eröffnet. Die Kapazität der Tagesstätte wurde auch deswegen vergrößert, um Schüler*innen aus Altdorf und Umgebung morgens den Schulbesuch und nachmittags die Angebote der Tagesstätte zu ermöglichen. Diakon Volker Deeg, Fachlicher Leiter der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung (RDB), beobachtet seit Jahren einen Trend: „In der Eingliederungshilfe ist ein zunehmender Wohn-, Therapie- und Betreuungsbedarf für Menschen im Erwachsenenalter festzustellen“. Dem trägt die RDB Rechnung, indem sie Angebote für diese Menschen entwickelt bzw. erweitert.
Gleichwohl bleibt die Arbeit und Förderung von Kindern und Schüler*innen mit Behinderungen auch in Zukunft sehr wichtig für die Rummelsberger Diakonie. So nehmen zurzeit Pläne zur Grundsanierung der Förderschule am Wichernhaus Gestalt an. In absehbarer Zeit werden diese Arbeiten für einen zweistelligen Millionenbetrag beginnen. Die Räume des Internats werden zu Schulklassen umgestaltet, so dass während des laufenden Schulbetriebs gebaut werden kann.
Insgesamt werden in Altdorf über 500 Menschen mit Behinderung und ihre Familien ambulant und stationär begleitet. Die Angebote reichen von der Frühförderung über Schule, Heilpädagogische und Therapeutische Begleitung, Wohn- und Arbeitsplätze. Die Dienstleistungen werden von rund 500 Mitarbeitenden erbracht. Sowohl die Anzahl der Klient*innen als auch die der Mitarbeitenden wächst in den vergangenen Jahren stetig an.
Das Wichernhaus gehört zu den Rummelsberger Diensten für Menschen mit Behinderung (RDB). Die RDB ist eine gemeinnützige Gesellschaft mbH und gehört zur Rummelsberger Diakonie e.V. Sie ist Trägerin von stationären und ambulanten Diensten für Menschen im Behinderung und begleitet täglich rund 3.500 Klientinnen und Klienten in Bayern und bietet rund 2.000 Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz.
Björn Eginger arbeitet als Erzieher im Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck – Tolles Team
Mehr lesenHersbruck – Björn Eginger ist ein begehrter Mann: Er ist Erzieher. Als pädagogischer Fachkraft stehen ihm auf dem Arbeitsmarkt zurzeit viele Türen offen. Vor einem Jahr hat der 32-jährige seinen Abschluss gemacht und ist dann im Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck durchgestartet. „Ich habe zuvor als Mediengestalter in einer Agentur gearbeitet und mich immer wieder gefragt. Was mache ich hier eigentlich?“ Als er sich diese Frage nicht mehr beantworten konnte, fiel ihm die Entscheidung leicht. Er kündigte und begann an der städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik in Nürnberg seine Ausbildung.
„Die Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum finde ich spannend“, erzählt der 32-Jährige. Schon während seiner Ausbildung hat er in Wien ein Praktikum in einer Einrichtung für Menschen im Autismus-Spektrum gemacht. „Die vier Wochen waren wirklich intensiv“, sagt Eginger. Ohne dieses Praktikum wäre er nicht im Fachbereich Autismus gelandet und hätte Simon Schmidt (Name geändert) nicht kennengelernt. Der 22-Jährige wohnt seit drei Jahren in Hersbruck.
Die Interessen der beiden sind ziemlich gleich. Sie cruisen mit Skateboard und Roller durch Hersbruck und zocken an der Playstation. Beide stehen auf Jump & Run-Spiele. „Ich mag Lilo & Stitch“, sagt Simon Schmidt und bei Quack Attack zieht er Björn Eginger regelmäßig ab. Die enge Verbindung nutzt der Erzieher, um Simon Schmidt zu fördern. „Während der Corona-Pandemie haben wir gemerkt, dass Simon super mit Technik umgehen kann.“ Per Videotelefonie haben sie seine Sprachansätze gefördert und der junge Mann macht gute Fortschritte.
In der Arbeit im Fachbereich gibt es kein Schema-F, sondern das 25-köpfige Team in Hersbruck muss sich für jeden Menschen eine passende Lösung einfallen lassen. „Die Bewohner*innen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Und da die meisten sich nicht lautsprachlich äußern können, leisten wir auch immer ein wenig Detektivarbeit“, erzählt Eginger. Geduld, Verständnis und den unbedingten Willen, den anderen zu verstehen, sind wichtige Eigenschaften, um den Job gut zu machen. Gut geeignet ist auch, wer Strukturen vorgeben und diese etwa in Tagesplänen anschaulich machen kann.
Ursprünglich wollte Björn Eginger in einem Offenen Jugendtreff arbeiten und auf Skateranlagen und Bahnhöfen mit jungen Leuten in Kontakt kommen. Ausprobiert hatte er das bereits während seiner Ausbildung. Seine Freunde und ehemalige Schulkolleg*innen meinten, dass er super in den Bereich passe. Also hat er bei der Rummelsberger Diakonie gekündigt und zum März eine neue Stelle in der Jugendarbeit in Nürnberg begonnen. Schnell hat er gemerkt, dass die Entscheidung nicht richtig war. „Ich habe Simon und die anderen sehr vermisst“, gibt er ehrlich zu. Aber die Erfahrung war schon wichtig. Denn Björn Eginger hat gemerkt, dass er nicht Streetworker sein muss, um seine Hobbys mit seinem Beruf zu verbinden.
Björn Eginger gefällt sein Job, die Arbeit erfüllt ihn und macht für ihn Sinn. Klar ist er ein Idealist, aber will auch ein schönes Leben führen. Und das kann er auch, denn die Rummelsberger Diakonie als kirchlicher Arbeitgeber zahlt nach „Tarifvertrag“ der Diakonie (AVR-Bayern). „Gerade wurden umfangreiche Lohnerhöhungen beschlossen“, informiert Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus. Bis zu 8,6 Prozent mehr Gehalt wird es zum 1. Januar 2023 geben und eine monatliche Schichtzulage von bis zu 155 Euro. „Außerdem können wir es künftig mit 60 Euro honorieren, wenn Kolleg*innen kurzfristig an ihren freien Tagen einspringen“, sagt Eichenseher. Ein weiterer Pluspunkt ist die arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente. Und es gibt 30 Tage Urlaub und drei zusätzliche freie Tage im Jahr.
„Die Bedingungen bei der Rummelsberger Diakonie sind gut und wir haben zurzeit auch Stellen frei“, wirbt Björn Eginger um pädagogische Fachkräfte. Wer sich über die Arbeit und über freie Stellen im Fachbereich Autismus informieren will, kann hier nachlesen: www.jobsplussinn.de.
Die Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung haben alle Beteiligten in ihren Einrichtungen umfangreich zu allen Vorsorge- und Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Corona Virus informiert. Für die jeweiligen Einrichtungen in den Regionen sind die Empfehlungen und Maßnahmen zum Umgang mit der Situation erstellt und eingeleitet.
Es gibt einen permanenten Austausch mit den örtlichen Gesundheitsämtern und Landkreisen sowie den kreisfreien Städten.
Die Empfehlungen des Robert Koch Institutes sowie die staatlichen Verordnungen sind Grundlage unseres Handelns. Dadurch kann es in den verschieden Einrichtungen zu unterschiedlichen Regelungen kommen.
Generell gilt: Alle Einrichtungen der Dienste für Menschen mit Behinderung verfügen über angepasste Schutz- und Hygienekonzepte, deren Einhaltung auch die aktuell angeordneten Testnachweise für Besucherinnen und Besucher beinhalten. Dabei wird dem Schutz vor Ansteckungsrisiken unserer Bewohner*innen und Beschäftigten oberste Priorität eingeräumt.
Aktuelle Informationen der Bayerischen Staatsregierung für Menschen mit Behinderung finden Sie hier:
Informationen in leichter Sprache finden Sie hier:
Weitere Informationen finden Sie:
Im Haus Altmühltal und in der Region Altmühlfranken wohnen, arbeiten und leben Menschen mit einer Behinderung. Die Frauen und Männer können zwischen verschiedenen Wohnformen wählen, je nach ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten.
Verschiedene Angebote gibt es auch für die Beschäftigten. Werkstatt oder Förderstätte oder vielleicht eine Arbeitsstelle bei einem Unternehmen in der Nähe? Die Frauen und Männer können ihre Arbeit nach ihren Neigungen und Fähigkeiten wählen. Dabei werden sie von den Fachkräften der Rummelsberger Diakonie in Altmühlfranken unterstützt und begleitet.
Die Region Altmühlfranken bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Die Offene Behindertenarbeit – OBA-Teilhabedienste stellt jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm zusammen. Wegen der guten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel können die Frauen und Männer auch Ausflüge unternehmen und nach Nürnberg fahren. Bei Bedarf können die Ausflüge auch von Ehrenamtlichen begleitet werden.
Die Angebote in der Region Altmühlfranken im Überblick: